Stammschnitt bzw. Verjüngung bei Orchideen/Phalaenopsis

Bei guter Pflege bringen Orchideen über viele Jahre wunderschöne Blüten hervor. Die florale Dekoration der treuen Begleiter begeistert Orchideenfreunde stets aufs Neue. Gelegentlich werden die exotischen Gewächse jedoch aufgrund ihres monopodialen Wuchses im Laufe der Zeit etwas unförmig. Weil sich keine Seitentriebe bilden, verlängert sich nur der Haupttrieb. Zu den typischen Vertretern mit durchgängiger Sprossachse zählen Phalaenopsis- und Vanda-Orchideen. Zunächst lässt sich eine überdimensionale Sprossachse mit Stäben abstützen. Doch was tun, wenn einseitige Belastung den Topf zum Kippeln bringt? Kann die Orchidee mit Hilfe eines Stammschnitts ihre Standfestigkeit zurückgewinnen?

Orchidee verjüngen

Ähnlich wie bei Gehölzen, existiert bei Orchideen die Möglichkeit einer Verjüngungskur mittels Rückschnitt. Doch anders als bei Bäumen, die an Ästen und Zweigen eingekürzt werden, setzt bei Orchideen das Messer direkt am Stamm an. Genau genommen handelt es sich um die Sprossachse, denn die Blühwunder aus den Tropen besitzen keinen Stamm im herkömmlichen Sinne. Die Strünke der Orchideen heißen Sprossachsen. Sie verbinden Blätter und Blüten mit den Wurzeln und dienen als Transportorgan für Wasser und Nährstoffe. Ein erfolgreicher Stammschnitt geht bei Orchideen mit dem Erhalt des oberen Pflanzenteils einher. Mit etwas Glück treibt auch das untere Stück wieder aus. Deshalb besser nicht entsorgen, sondern erst abwarten, ob das gekappte Gewächs nach geraumer Zeit zu neuem Leben erwacht. In einigen Fällen bilden sich direkt aus der Sprossachse Kindel.

An welcher Stelle den Orchideen-Stamm durchschneiden?

Manchmal beginnt das Laub erst 20 cm und mehr oberhalb des Substrats. Das Laub an dem oftmals auch gekrümmten Zwischenstück ist längst verdorrt. Dafür ragen wuchernde Luftwurzeln nach allen Seiten aus dem Schaft. Der Schnitt erfolgt idealerweise genau dort, wo das grüne Laub beginnt. Es muss jedoch sichergestellt sein, dass ein paar Luftwurzeln an der zu erhaltenden Pflanze verbleiben. Sie übernehmen nach dem Einkürzen die Aufgabe der Feuchtigkeitsaufnahme. Im Prinzip ist es ihnen egal, ob sie von Luft oder von lockerem Substrat umgeben sind. Völlig ohne Wurzeln besteht für die Pflanze keine Überlebenschance.

Voraussetzungen für gutes Gelingen

Ein Orchideen-Stammschnitt entspricht einem rigorosen Eingriff in das Befinden der Pflanze. Deshalb bedarf es einer sorgfältigen Vorgehensweise. Mehr noch als beim Abschneiden vertrockneter Blütenstängel tragen sterile Werkzeuge zur Vermeidung von Infektionen bei. Es ist von größter Wichtigkeit, dass an der Schnittstelle keine Keime eindringen. Zur Desinfektion der Klinge kommen medizinischer Alkohol oder kochendes Wasser und für den Wundverschluss Holzkohle- oder Zimtpulver infrage. Ein scharfes Messer garantiert einen präzisen Schnitt.

Stammschnitt bei Orchideen - So geht's!

  1. Messer ansetzen und den oberen vom unteren Teil der Pflanze trennen.
  2. Verbliebene Luftwurzeln warm abduschen oder für 1-2 Stunden in Wasser stellen, damit sie weicher werden. Die Schnittstelle dabei aussparen, eventuell mit Mull umwickeln.
  3. Die geschmeidigen Wurzeln vorsichtig nach unten biegen und zur Aufrechterhaltung dieser Position mit einem Baumwolltuch umschlingen.
  4. Nun die Schnittstelle gut durchtrocknen lassen.
  5. Wunde mit Holzkohle- oder Zimtpulver bestäuben und die Pflanze in einen Topf mit frischem Substrat einsetzen. Die Wurzeln sollten mit Rindenstücken bedeckt sein.

Nach etwa einem Tag findet die erste Wässerung statt. In der Folgezeit muss sich die Orchidee von den Strapazen erholen.