Kindel an einer Orchidee (z. B. Phalaenopsis) - wie geht man richtig vor?

Wer sich für Orchideen und deren Kultivierung begeistert, kommt sicherlich irgendwann auf den Gedanken, sie selbst zu vermehren. Genauso erging es auch mir, zumal mir bei anderen Gewächsen schon die eine oder andere Nachzucht prima gelang. Voller Eifer schritt ich zur Tat.

Generative Vermehrung

An den Naturstandorten übernehmen Insekten, Vögel und Fledermäuse die Bestäubung der Orchideen. Indem die Tiere am Nektar naschen und zur nächsten Blüte wechseln, lösen sie ganz nebenbei die Befruchtung aus. Mangels natürlicher Pollenüberträger, müssen bei uns die Orchideen manuell bestäubt werden. Dazu eignet sich ein Zahnstocher am besten, mit dem aus der Kappe oberhalb der Lippe ein Pollenpäckchen entnommen und auf die klebrige Narbe einer anderen Blüte gebracht wird. Nach glatt gegangener Befruchtung schließt sich in den nächsten Tagen die Narbenöffnung und schwillt an. Der Blütenstiel verdickt sich in der Folgezeit. Die Kapsel, die entsteht, springt nach 4 bis 6 Monaten auf und gibt bis zu Millionen mikroskopisch kleiner Samen frei. Bis hier her glückte mir die generative Vermehrung. Weil den Samen Nährgewebe fehlt, brauchen sie zur Keimung einen Symbiosepilz, der sie anfangs versorgt. Ich streute die Samen auf das Substrat zweier Orchideen, in der Hoffnung, dass sie keimen. Leider ohne Erfolg. Vielleicht schaue ich mich bei Gelegenheit nach diesen Pilzen um, damit die Saat das nächste Mal wirklich austreibt.

Fortpflanzung mit Orchidee Kindel

Viel einfacher gestaltet sich die Orchideen-Nachzucht durch vegetative Vermehrung. Doch die Pflanze bestimmt selbst, zu welchem Zeitpunkt sie Lust dazu verspürt. Einige meiner Orchideen bildeten bereits Ableger. Korrekterweise muss es Kindel heißen, denn die Mutterpflanze bringt ein komplettes Gewächs in Miniaturausführung hervor. Speziell bei Orchideen ist die Bezeichnung "Keiki" geläufig. Das hawaiianische Wort für "Baby" finde ich für die Orchideen-Winzlinge sehr treffend. Der 50. Bundesstaat der USA im Pazifischen Ozean, insbesondere Big Island, wird unter Pflanzenfreunden Orchideeninsel genannt. Wegen des tropisch-warmen und feuchten Klimas, fühlen sich die wunderschönen Blütenpflanzen dort ausgesprochen wohl.

Was ist ein Kindel?

Bei der vegetativen Vermehrung findet der biologische Vorgang einer Zellteilung statt. Im Gegensatz zu Stecklingen und Absenkern, die vom Menschen zur Wurzelbildung angeregt werden, wächst das Orchidee Kindel von ganz alleine. Wann das geschieht, ist jedoch ungewiss. Manche Orchideengattungen entwickeln häufiger Ablegerpflanzen als andere. Phalaenopsis-Orchideen erweisen sich meist sehr kindelfreundlich. Da es sich um einen ungeschlechtlichen Vorgang handelt, tragen die Abkömmlinge das gleiche Erbgut in sich wie die Mutter. Bei guter Pflege wird die Tochtergeneration in einigen Jahren identische Blüten hervorbringen.

Kindelarten bei Orchideen

Je nach Gattung, produzieren Orchideen Stiel- oder Stammkindel. Wie die beiden Begriffe bereits verraten, erscheinen die jungen Sprossen entweder an einem Blütenstängel oder direkt am Schaft der Pflanze. Stielkindel sind über einen dünnen Schlauch mit der Mutterpflanze verbunden und werden von dort mit Nährstoffen beliefert. Sobald sich der Orchideen-Zögling um sich selbst kümmern kann, erübrigt sich die Zuleitung.

Orchidee mit Kindel vermehren - So geht's!

Je größer das Pflänzchen gewachsen ist, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass es als Einzelwesen überlebt. Deshalb lieber etwas geduldiger sein und warten. Vor dem Ablösen sollten mindestens zwei Blätter und mehrere 5 cm lange Luftwurzeln vorhanden sein.

  1. Das Kindel mit einem sauberen (desinfizierten) Messer von der Mutterpflanze trennen. Den Schnitt aber nicht direkt am Kindel ansetzen, sondern etwa 1 cm davon entfernt am Stiel.
  2. Zum Einpflanzen eignet sich feines Trägermaterial. Entweder Spezialsubstrat für Jungorchideen besorgen oder Pinienrindenstücke zerkleinern.
  3. Um eine hohe Luftfeuchtigkeit zu erreichen, empfiehlt sich für das Orchidee Kindel ein Platz im Minigewächshaus. Eine mit Luftlöchern versehene, über den Orchideentopf gestülpte, transparente Plastiktüte erfüllt den gleichen Zweck. Täglich lüften und frisch einnebeln schafft Idealbedingungen.

Ebenso wie Menschenkinder, benötigen Orchideen-Nachkommen intensive Fürsorge. Die kleinen Pflänzchen reagieren auf Störungen weitaus sensibler als aus den Kinderschuhen entwachsene Artgenossen.